Vor über 70 Jahren, am 5. März 1953 wurden die Ortschaften Ellerau, Quickborn-Heide bis zur Gronau und Friedrichsgabe als Johannes-Kirchengemeinde Friedrichsgabe selbstständig. Bis dahin gehörten wir zur Kirchengemeinde Quickborn. Kirchliches Leben hat es aber schon vorher in Friedrichsgabe gegeben.
Aus den zwanziger Jahren wird berichtet, dass Major Bartels mit seiner Frau nach Friedrichsgabe zog und sich hier nach der nächsten Kirche und dem Gottesdienst erkundigte. Er stieß auf allgemeine Unwissenheit. Er wird aber nicht der einzige gewesen sein, der die kirchlichen Verhältnisse verbessern wollte. 1935 wurde Ludwig Hofmann als Propsteidiakon für das Gebiet Lokstedt, Niendorf, Schnelsen, Hasloh, Quickborn, Ellerau, Friedrichsgabe, Harksheide und Garstedt eingesetzt. Er bekam dafür ein Monatsgehalt von 224 Reichsmark und ein Dienst-Motorrad. In den Schulen musste er nach Räumlichkeiten fragen. Die Entscheidung darüber hatte der Ortsgruppenleiter der NSDAP zu treffen, überzeugte Nationalsozialisten lehnten das Christentum ab. Mit Unterstützung von Frau Bartels und des damaligen Schulleiters Seehase, konnten in der Schule in Friedrichsgabe Gottesdienste, Konfirmandenunterricht, Kindergottesdienst und Vortragsabende stattfinden.
Im Krieg wurde die Arbeit unterbrochen, danach machte Diakon Hofmann aber wieder weiter. Nach 1945 wurde die Jugendarbeit Schwerpunkt seiner Arbeit (bis zu 50 Jugendliche). Friedrichsgabe änderte sich durch den Zustrom von vielen Flüchtlingen aus dem Osten und den Ausgebombten aus Hamburg. Im Februar 1948 wurde als Keimzelle der Kirchengemeinde die Frauenhilfe gegründet. Die drei Säulen der Gemeinde wurden die schon erwähnte Sophie Bartels, Helene Säger (Frau des Försters) und Elfriede Gläser, Flüchtling aus Stettin. Vorbild für die Gründung war die Frauenhilfe in Henstedt. Unterstützt wurde die Gründung auch vom späteren Bürgermeister Klute. Er hatte die Anfrage der englischen Verwaltung nach einer Frauengruppe verneinen müssen, "aber ich habe Frau Bartels beauftragt, eine zu gründen." Kirchlich engagierte Menschen wurden nach der Zeit der Begeisterung für den Nationalsozialismus gerne für verantwortliche Tätigkeiten gefragt. Die Familie Bartels stiftete nach ihrem Tod große Grundstücke der Gemeinde Friedrichsgabe für wohltätige Zwecke (Kindergarten, Jugendzentrum, Sportanlagen).
Soziale Aufgaben gab es reichlich unter den Flüchtlingen, aber es ging auch damals schon voran. Am 15. Oktober 1948 wird mit dem Bau der Alsternordbahn begonnen. Der Bau der Kirche wird für die Planung Nord berücksichtigt. Das Grundstück für die Kirche gibt es schon.
Die Hamburger Vororte wachsen. Am 30. März 1958 wird der Gemeindebezirk Ellerau selbständig, auch ein Teil von Quickborn-Heide wird der neuen Gemeinde zugeschlagen. Adda Jessen bringt mit ihrem Mann neuen Schwung in die Jugendarbeit. Eine Mädchengruppe wird Ende der fünfziger Jahre für die Gemeindearbeit wichtig. Im Herbst 1959 wird ein Anbau für die Jugendarbeit samt Teeküche fertig. 1963 wird ein neuer Diakon angestellt, Waldemar Streich, der bis zu seinem Tod 1974 für eine ausgezeichnete offene Jugendarbeit Verantwortung trug.
Der Chor erlebt immer bedeutendere Auftritte. 1974 stirbt Pastor Podlasly, ein Jahr später wäre er in den Ruhestand gegangen. Pastor Schleeh wird sein Nachfolger für den Gemeindebezirk Nord. In seinen Erinnerungen schreibt er über die Konfirmandenmassen von bis zu 250 Jugendlichen und die lebendige Gemeinde mit den bunter gewordenen Festen. Die Jugendarbeit blüht. Im Gemeindebezirk Süd schafft Pastor Findeisen ein neues Gemeindehaus für seine Arbeit und für zwei Gruppen des entstehenden Kindergartens. Die Altenarbeit kommt dort auch zum Blühen. Jugendarbeit wurde dort von Frau Janke betrieben.
1984 wird ein weiterer Teil der Gemeinde selbständig. In Quickborn-Heide entsteht unter Wolfgang Poppelbaum eine neue Gemeinde. In einem pröpstlichen Visitationsbericht von 1982 wird über die rege und ruhige Arbeit in Friedrichsgabe berichtet, man höre nicht viel von ihr, aber sie sei sehr lebendig. Ellen Glissmann arbeitet seit 1980 bis zur Jahrtausendwende in der Gemeinde. Sie ist für die Kinder- und Jugendarbeit, später auch für die Arbeit mit Aussiedlern zuständig.
Die neunziger Jahren sind von Pastor Karez und seiner Frau geprägt, Unter ihm kommt die lange ökumenische Tradition zur Blüte, auch die Öffentlichkeit nimmt mehr von der Kirchengemeinde wahr. Die Kirchengemeinde nimmt Stellung zu Fragen in Friedrichsgabe.
Die Johannesgemeinde hat den Verlust von Zuweisungen durch die Abgabe von Gemeindegliedern an die Kirchengemeinde Quickborn-Heide bei deren Gründung finanziell nicht gut verkraftet, zumal eine gleichzeitig geplante Verschiebung der Gemeindegrenzen in Richtung Süden nicht zustande kam. Der Versuch 1990 nach der Pensionierung von Pastor Findeisen mit der Albert-Schweitzer-Kirchengemeinde eng zusammenzuarbeiten und sich auch Pastoren und Mitarbeiter zu teilen, war nicht erfolgreich und wurde 1993 beendet. Ab 1993 bis 2001, mit Unterbrechungen durch Erziehungsurlaub, arbeitet nun Pastorin Hartmann-Runge mit in der Gemeinde. Ihre Schwerpunkte waren die Kinder- und die Frauenarbeit. Die Altenarbeit wird von 1990 bis 2000 von Erika Reimers unter dem Motto zuerst "Grauer Hahn", dann "Bunter Hahn" gestaltet, bis ihre Stelle aus Geldmangel eingespart werden muss.
Der Umbruch in der Gesellschaft um 1970 kommt jetzt zum Tragen. Schon lange überwiegen die Kirchenaustritte die Kircheneintritte. In den Neunzigern wird in allen Kirchengemeinden klar, dass die Zeit vorbei ist, in der immer wieder neue Menschen für die wichtigen Arbeiten eingestellt werden können. Ein Förderverein wird gegründet, der immer noch segensreich wirkt. Ein Männerkreis bildet sich. Ehrenamtliches Engagement wird immer wichtiger in der Johannesgemeinde und für die Johannesgemeinde.
Das neue Jahrtausend bringt vor allem Sparmaßnahmen. Die Kirchenmusikerstelle wird gestrichen, obwohl die Kirchenmusik sehr prägend war und ist für die Gemeinde. Jede Stelle steht zur Disposition. Das Pastorat im Süden der Gemeinde wird verkauft.
Nach wenigen Jahren mit Pastor Timm übernahm 2003 das Pastorenehepaar Elisabeth und Eckhard Wallmann die Pastorenstelle. Ihre ersten Jahre waren geprägt von der Umsetzung der Einsparmaßnahmen. Das Gemeindehaus-Süd wurde ganz Kindergarten. Gruppen wurden verlegt von dort in die Bahnhofstraße. Dann gab es wieder Fusionsverhandlungen, diesmal mit den beiden Harksheider Gemeinden Falkenberg und Albert-Schweitzer. Da in diesen Jahren Friedrichsgabe als verlorener Stadtteil galt, hatte die Kirchengemeinde keine starke Verhandlungsposition – die Gespräche wurden abgebrochen.
Neues entstand in der Gemeinde: Der Johannestisch – Freitags trifft man sich seit 2005 zum Mittagessen in Gemeinschaft. Die offene Jugendarbeit mit Mareike Eschweiler erlebte seit 2008 eine neue Blüte, die Johanneskantorei unter Almut Stümke und ihrer Nachfolgerin Maria Jürgensen konnte umfeiert große Werke aufführen. Auch Altkantor Lothar Fuhrmann ist weiter in der Gemeinde aktiv mit einem Seniorenchor und literarmusikalischen Veranstaltungen. In Erinnerung vieler sind auch die Gemeindereisen im großen Bus. Seit 2016 kümmert sich die Kirchengemeinde auch intensiv um die Flüchtlinge im Stadtteil. Nachzulesen ist alles im Gemeindebrief, der durch seine Ausrichtung auf den Stadtteil die Auflage deutlich erhöhen konnte, Hans-Joachim Schüller wurde hier zum Chronist des Stadtteils.
Seit Ostern 2024 ist das Pastorenehepaar Wallmann im wohlverdienten Ruhestand.
Für eine Übergangszeit von einigen Monaten bereichert Dr. Tomáš Vočka als Vertretungspastor die Gemeinde, dann übernimmt Ute Gansel, die zuvor viele Jahre als Pastorin im Ehrenamt in der Gemeinde tätig war, die Pastorenstelle.
Mögen uns schöne Erinnerungen an die Vergangenes erhalten bleiben und Gott unseren Geist und unsere Herzen für neue Wege in die Zukunft öffnen.